Japanische Gesellschaft und Populärkultur |
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Online-ZeitungNummer 1 |
30.01.2016 |
Beginn des Schuljahres ist stets in der zweiten Aprilwoche und im ganzen Land sind die Schulferien einheitlich gesetzt (Neujahr: 2 Wochen, März/April: 2 Wochen, Juli/August: 6 Wochen). Öffentliche Schulen besitzen die 5-Tage-Woche, während private Schulen oft die 6-Tage-Woche haben. Die Schulpflicht beträgt neun Jahre. Nach Unterrichtsschluss gibt es Freizeitangebote wie AG´s und verschiedene Clubs. Während der Schulpflicht gibt es kein Sitzenbleiben. Es werden immer Zulassungsprüfungen für private Schulen durchgeführt. In Japan gelten eigentlich nur Ganztagsschulen. - Grundschule (Shogakko) vom 6.-12. Lebensjahr (1.-6. Klasse)
Kinder werden mit Vollendung des 6. Lebensjahrs eingeschult. Die meisten Schüler können zu Beginn der ersten Klasse schon den eigenen Namen lesen und schreiben. Schuluniformen sind nicht in allen Grundschulen Pflicht.
Mittelschule Alle Schüler müssen bis zur 9. Klasse ca. 2000 verschiedene Kanji-Schriftzeichen (Chinesische Schriftzeichen) und deren Kombinationen lernen. Bis zur 9. Klasse zahlen die Eltern kein Schuldgeld wenn die Schüler an einer öffentlichen Schule sind. Meist besteht eine Uniformpflicht, aber nicht an allen Schulen. Im letzten Jahr müssen sich die Schüler intensiv für die Aufnahmeprüfung der Oberschule vorbereiten, die ihren Lebensweg maßgeblich beeinflussen kann. Mittelschulklassen haben eine durchschnittlich 29 Schüler, wobei diese Anzahl im Vergleich zu vorherigen Jahrgängen gesunken ist. Natürlich variiert die Anzahl an Schülern je nach Region und Stadt. (In Tokio kann man mit einer durchschnittlichen Größe von 44 Schülern pro Klasse rechnen).
Über 95 % der Schüler besuchen die Oberschule. Um Zugang zur Oberschule zu erhalten muss man eine Aufnahmeprüfung belegen, bei der sich im Schwierigkeitsgrad der Ruf und das Ausbildungsniveau der Oberschule widerspiegelt. Eine richtige Abschlussprüfung existiert an sich nicht, aber man erhält den Abschluss durch regelmäßige Teilnahme am Unterricht und durch Bestehen der Klassenarbeiten. Der Abschluss der Oberschule qualifiziert formal zum Eintritt in eine Universität. Für alle Oberschulen muss eine Gebühr bezahlt werden. Bildungsministerium verpflichtet zu folgenden Fächern in der Oberschule:
Hochschulen und Universitäten 1/3 aller Oberschulabgänger geht auf eine Hochschule, die 4 Jahre dauert und mit dem Bachelor abschließt. Neben den 4-jährigen Universitäten gibt es noch Kurzuniversitäten mit zwei Jahren Dauer. Die Zulassung zum Studium ist an das Bestehen einer Aufnahmeprüfung geknüpft, die sehr schwer sein kann. Demzufolge verbringen einige Schüler auch ein Jahr nur mit Lernen für diese Aufnahmeprüfung. m Bachelor einen Masterkurs (Masterkurs (大学院, daigakuin, zwei Jahre) an, noch weniger einen Doktorkurs.
Das Besondere am japanischen Bildungssystem Spielt eine große Rolle in japanischer Gesellschaft und besonders für die Eltern. Sie versuchen die Kinder von klein auf zu fördern, damit es im späteren Wettbewerb um Bildung gute Voraussetzungen hat. Schließlich werden gute Berufsaussichten und auch die Stellung der Gesellschaft von der Qualität der besuchten Schulen/Universitäten abgeleitet. Da die Kosten für Bücher und Schuluniformen sowie Schulgebühr enorm sind sparen die Familien meist schon von der Geburt des Kindes an für seine spätere Laufbahn.
Wieso Leistungsdruck in japanischen Schulen? Dies liegt zum einen daran, dass es keine Abschlussprüfungen sondern Aufnahmeprüfungen gibt, die eben den Zugang für qualitativ hochwertige Schulen garantieren können. Aus diesem Grund herrscht auch im 3. Jahr der Mittelschule sowie im letzten Jahr der Oberschule enormer Leistungsdruck, da man unbedingt diesen Zugang ergattern möchte. Der normale Unterricht beschränkt sich auf Gleichheit sowie das Mitziehen schwächerer Schüler, weswegen die Vorbereitungen auf die Aufnahmeprüfungen außerschulisch erfolgen. Daher gibt es die sogenannten Vorbereitungsschulen (juku, für die Universität yobikô), die von mehr als 80 % der Schüler neben dem normalen Unterricht am Abend (2-3 mal die Woche) oder am Samstag besucht werden. Man bedenke, dass die normale Schule bereits als Ganztagsschule angesehen werden kann, sodass die Paukschule noch mehr an der zu kurz geratenen Freizeit der Schüler nagt und eben auch noch mehr Nerven kostet. Daher sind viele Schüler vom Stress und Schlafmangel geplagt. Dabei passt die ganze Familie während dieser Lernperiode den Lebensalltag an. In letzter Zeit existiert ein Trend, der die Trennung von Mittel-und Oberschule aufheben will, sodass eine enorme Belastung für die Schüler weg fällt.
Alltag an japanischen Schulen Obwohl man denken könnte, dass auch dieser von enormen Stress und Leistungsdruck geprägt ist, herrscht eine angenehme, positive Atmosphäre in den Klassen. Die Bildungsziele in Japan sind weniger darauf bedacht die Schüler zu kritischen und unabhängigen Individuen zu machen, sondern heben vor allem die Gleichheit und das Leben in der Gemeinschaft hervor. Ausdauer, Durchhaltevermögen und Einsatz für die Gruppe werden der individuellen Spitzenleistung und Begabung vorgezogen. Der Wettbewerb an sich spielt ebenso eine nicht so relevante Rolle sondern eher die vielen gemeinsamen Aktivitäten und die Verantwortung für die Gruppe. Die Klassen sind meist sehr groß, sodass diese sich in viele Gruppen (han) unterteilt, die verschiedene Aufgaben zu erledigen haben: so z.B. Putzdienste, Austeilen des Mittagsessens, Organisation von Schulveranstaltungen etc. Ganz wichtig ist der ordentliche Umgang mit Dingen und Sauberkeit. Graffiti und Müll findet man kaum und Rauchen ist auch verboten (offiziell erst mit 20 erlaubt).
Die Rolle des AG-Angebots und die Gründe für die Teilnahme Die Schule bietet ein breites AG-Spektrum an, so z.B. Sport-AGs wie Fußball, Basketball, Volleyball sowie traditionelle wie Kendo, Judo, Naginata, Kyudo. Außerdem finden auch die kreativen Schüler passende AGs für sich wie z.B. Musik-AGs- Chor, Orchester sowie Kunst-AG und auch originelle Angebote wie z.B. Cheerleader-AG, Kalligraphie-AG, Theater-AG. Man wählt für 3 Jahre eine AG verbindlich aus und sollte diese täglich besuchen. Hier zeigt sich eben auch, dass selbst in den AGs die Schüler viel Verantwortung übernehmen müssen, da sie auch AG-Programme leiten z.B. Aufwärmprogramm oder das Planen des Ablaufes im Orchester. Die Lehrer halten sich hierbei eher im Hintergrund und beobachten das Ganze. Obwohl die AGs freiwillig sind nimmt der Großteil der Schüler an ihnen teil, was zeigt, dass sie daran teilnehmen wollen. In den Sommerferien findet Schulwettkämpfe im AG-Bereich statt, auf die sich die Schüler langfristig intensiv vorbereiten.
Vergleich Bildungswesen Japan und Deutschland:
Die Eltern investieren bis zu 6000 Euro im Jahr für die Nachhilfe ihrer Kinder -> das wäre rund ein Viertel ihres Gesamteinkommens in Japan werden die Lehrinhalte des Schulunterrichts im Abstand von 10 Jahren verändert. Jede Schule hat selbst mehr Möglichkeiten, über Lerninhalte zu verfügen und diese bewusst auszuwählen -> diese Stunden nennt das Ministerium "Gesamtunterricht". In Japan gibt es etwa 20 % mehr Unterrichtsstunden als hier in der Grundschule. Japanische Schüler müssen von Anfang an die alte Tradition des "auswendig" Lernens verinnerlichen -> es existiert daher kaum mündliche Beteiligung.Gegessen wird in der Schule gemeinsam mit Klassenlehrer. Nach dem Essen putzen die Schüler die Schule es wird kein Fachpersonal für die Reinigung benötigt. Fast alle Schüler nehmen nach dem Unterricht an Arbeitsgemeinschaften teil. Auch wenn die Schüler durchweg nur schlechten Noten haben werden sie versetzt
Das Schul- und Universitätssystem ist für die privaten Haushalte kaum tragbar wegen zu hoher Kosten. Die Hochschulabgänger weisen unzureichende Kreativität auf. Außerdem sind die SchülerInnen außergewöhnlich leistungsorientiert, da in der Schule von außen und von innen ein großer Erfolgsdruck besteht. Schulablehnung:
a) Grundschule (26,406 Fälle) b) Mittelschule (110,198 Fälle) Mitschüler (Mobbing, Streit) a) 10,8 % b) 21,9 %
Japanische Kinder gelten als wenig kreativ und individuell, da viel Wert auf Erinnerung beim Lernen gelegt wird, weniger das selbstständige Denken. Es gibt immer weniger durchschnittliche Schüler -> dieser Fakt könnte das Spiegelbilder der jetzigen japanischen Gesellschaft widerspiegeln-
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